Cesar ist einer der Kinder und Jugendlichen im Colegio de las Aguas, die das Down-Syndrom haben. Hier erzählt seine Mutter Ana Maria seine Geschichte:
„Cesar ist heute 16 Jahre alt und ich bin die glückliche Mutter. Cesar ist bereits nach sechs Monaten Schwangerschaft auf die Welt gekommen, nachdem es nach drei Monaten zu Problemen kam, die nicht besser wurden. So kam es zur Frühgeburt und nach einem Monat wurde mir gesagt, dass Cesar Trisomie 21 hat. Anfangs musste er einige Wochen in intensiver Betreuung bleiben und erhielt viele sehr negative Diagnosen wie ein Herzgeräusch, eine Gehirnblutung und eine Schilddrüsenüberfunktion. So mussten wir lange Zeit kämpfen, doch dank Gott konnte Cesar sich mit der Zeit von allen Problemen erholen. Das erfüllt mich mit Freude und Zufriedenheit. Vorher fühlte ich mich leer und furchtbar.
So begann eine neue Zeit, in der ich zunächst unsicher war, wie ich meinem Sohn weiterhelfen und im Lernprozess unterstützen kann. Wie fange ich an, wie bringe ich ihm etwas bei? Mit meinem Glauben an Gott konnte ich das überwinden und einige Monate später konnte ich ein Mädchen zur Welt bringen, das gemeinsam mit meinen beiden Söhnen und meinem Mann unsere Familie komplettierte.
Cesar ist mit seiner jüngeren Schwester in den Kindergarten gegangen. Wenn sie dabei war, konnte er sich schneller an neue Orte gewöhnen. Die Suche nach eine Schule gestaltete sich schwierig, da keine ihre Türen für Cesar öffnen wollte. Die einzige Schule, die es wagte – um es so auszudrücken – war das Colegio de las Aguas. Eines Nachmittags ging ich dorthin und sprach mit Simona, der Rektorin. Ich erinnere mich sehr an eine Frage, die sie mir stellte: ‚Was möchtest Du, dass die Schule deinem Sohn gibt?‘ Ich sagte ihr, dass ich weiß, was mein Sohn erreichen kann und was nicht. Mein einziger Wunsch war es, dass er lesen und schreiben lernt.
So begann Cesar mit sechs Jahren im Colegio de las Aguas und hatte dort die besondere Unterstützung von Simona. Anfangs war es schwierig, da er sich an das Schulleben gewöhnen musste. Teilweise sagte er nicht Bescheid, wenn er auf die Toilette gehen musste oder Simona musste ihn während des Unterrichts im Arm halten. Mit der Zeit integrierte er sich immer besser.
Als Cesar in die vierte Klasse ging, begann die Pubertät und er fing an, sich etwas zu ändern, und entsprach mit seinem Verhalten nicht immer den Regeln der Schule. Ich habe ihn daher in dieser Zeit zum Teil im Klassenraum begleitet. Die Erfahrung, meinen Sohn zu unterstützen, war so schön und ein Geschenk für mich. Ich habe gelernt, was es bedeutet, jemanden zu erziehen und zu unterrichten. So konnte Cesar auch in der Schule weiterkommen. Heute kann er bereits schreiben, aber noch nicht richtig lesen. Er erkennt die Töne der Buchstaben, bearbeitet Aufgaben und schreibt von der Tafel ab. Er kennt die Zahlen und löst einfache Rechenaufgaben. Im Klassenraum hat er zwei besondere Freunde, Camila und Justin, die ihm helfen und mit ihm spielen.
Es gibt etwas, das ich an der Schule hervorheben möchte. Cesar mag es sehr, Sport zu treiben. Dank seiner Sportlehrerin, haben wir seine Vorlieben entdecken können. Er liebt die Leichtathletik und hat einige Medaillen gewonnen. Seine erste Goldmedaille gewann er in dem Turnier Supérate über die 100 Meter, bei denen er gegen andere Kinder mit ähnlichen Beeinträchtigungen antrat. Diese hatten sogar vorher trainiert, doch Cesar war auch ohne Training als Erster im Ziel. Die zweite Medaille gewann er in einem Wettbewerb zwischen mehreren Schulen aus dem Umfeld unserer Gemeinde. So wissen wir, dass wir als Familie und als Schule viel bewegen können, wenn wir ihn unterstützen.
Im Projekt der Nachmittag-AGs mussten wir erst seine Vorlieben finden. Zunächst begann er in der Schmuck-AG, doch am Ende war es an mir, seine Armbänder fertig zu stellen. Danach lernte er das Cello zu spielen, doch obwohl es ihm gefiel, zeigte er sich gestresst und nicht sehr motiviert. Danach haben wir die Tanz-AG probiert und es ist spektakulär, wie sehr es ihm dort gefällt und er tanzt auch sehr gut mit.
Für die Lehrer und Mitarbeiter der Schule habe ich ausschließlich Worte der Dankbarkeit. Sie haben sich für den Lernprozess von Cesar sehr engagiert. Obwohl sie keine Spezialisten im Umgang mit Kindern mit Beeinträchtigungen sind, haben sie alles gegeben. Mit den Mitschülern gab es teilweise Schwierigkeiten, da einige ihn geärgert haben, doch dank der Erziehung in der Schule und den Prinzipien konnte das schnell gelöst werden und die Kinder akzeptieren Cesar als normalen Mitschüler. Heute geht Cesar in die achte Klasse.
Als Mutter muss ich die Initiative übernehmen und an die Zukunft für meinen Sohn denken. Ich danke Gott dafür, dass im Colegio de las Aguas bald das Abitur möglich sein wird und dabei ein Fokus auf die Gastronomie gelegt wird. Cesar mag die Küche sehr und zu Weihnachten hat er eine Spielzeugküche bekommen. Sein Lebensplan liegt daher vorerst in dieser Richtung. Ich vertraue auf die Fähigkeiten meines Sohnes und es wäre sehr schön, einen Imbiss aufzubauen, in dem er das Essen zubereiten kann.“