Cristian Jefferson ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eine Schulbildung und langes Durchhaltevermögen letztendlich zum Erfolg führen kann. Er kommt aus Montebello, dem Flüchtlingsort oberhalb von Cali, in dem auch das Colegio de las Aguas steht. Für die meisten Kinder dort ist es äußerst schwierig, nach einem eventuellen Schulabschluss noch eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren. Es fehlen oft die finanziellen Möglichkeiten dazu und die Arbeitskraft der jungen Leute wird schon früh für den Unterhalt der Familie gebraucht. Die mangelnden Perspektiven führen gerade unter den Jugendlichen oft zu schwerwiegenden Folgen, wie dem Missbrauch von Drogen und dem Abrutschen in die Kriminalität.
Vor diesem Hintergrund ist es umso schöner zu sehen, welchen Weg Cristian Jefferson gegangen ist. Cristian, der 2004 einer der ersten Schüler im Colegio de las Aguas war und mit seinen 11 Jahren vorher nie regelmäßig eine Schule besucht hat. Er absolvierte dort die Grundschule und konnte 2013 an der öffentlichen Schule in Montebello erfolgreich das Abitur abschliessen. Heute geht Cristian auf das SENA (ein staatliches Ausbildungsinstitut in Kolumbien) und wird dort im nächsten Sommer die Ausbildung als Automechatroniker abschließen – inklusiver bester Aussichten auf einen festen Arbeitsplatz. Montebellos Kinder unterstützt Cristian bei der Finanzierung seiner Ausbildung, nachdem eine kolumbianische Patin in Cali den ersten Teil der Ausbildung gefördert hat.
Cristian Jefferson ist ein sehr vorbildlicher und erfolgreicher Schüler. Zudem zeigt er sich für die Unterstützung sehr dankbar und hat uns deshalb jetzt einen ausführlichen Brief geschrieben, in dem er auch ausführlich seine Lebensgeschichte erzählt. Lesen Sie selbst:
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An Montebellos Kinder e.V.
CC Fundación Conconciencia
Mein Name ist Christian Jefferson Vallejo López.
Ich bin 23 Jahre alt und lebe in Montebello, einem Vorort von Cali.
Abgeschlossene Schulbildung:
- Grundschule im Colegio de las Aguas Montebello
- Sekundarstufe bis zum Abitur in der öffentlichen Schule in Montebello
Zurzeit mache ich eine Ausbildung beim SENA (Servicio Nacional de Aprendizaje).
Zu meiner Familie zählen insgesamt sieben Geschwister. Heute lebe ich mit meinen Eltern und drei jüngeren Geschwistern zusammen. Meine anderen Geschwister leben bereits mit ihren eigenen Familien.
Meine persönliche Interessen:
Ich möchte meine berufliche Ausbildung abschließen und arbeiten, um zum Wohle meiner Familie und meiner Gemeinde beizutragen. Dabei möchte ich ein guter Mensch sein, einer guten Arbeit nachgehen und eine große Familie haben. Ich möchte weiterhin Verantwortung tragen, meiner Mutter ein Häuschen bauen, mich beruflich weiterbilden und – wenn GOTT will und ich es in meinem Leben schaffe – ist es mein Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu haben und damit einen Beitrag für unser Land zu leisten.
Meine Hobbies:
Ich spiele gerne Fußball, Gitarre und Schlagzeug, singe, lerne, arbeite und mache Ausflüge, aber mein größtes Hobby ist die Astronomie und ich würde gerne Astronaut werden.
Danksagung:
Ich, Christian J. Vallejo López möchte Montebellos Kinder e.V. meine tiefe Dankbarkeit für das in mich gesetzte Vertrauen aussprechen. Ich möchte GOTT danken, dass er mir so gütige Menschen auf meinen Weg gegeben hat, die mich so großartig unterstützt haben, ohne mich zu kennen. Meine Worte reichen nicht aus, um meine Dankbarkeit auszudrücken. Ihre Unterstützung hat mir enorm geholfen, weil ich meine Ausbildung ohne große Sorgen fortführen konnte.
Ich möchte auch Frau Liliana Franco für ihre große Unterstützung und ihr Wohlwollen danken. Sie ist eine sehr gutherzige Person und GOTT wird sie für all das, was sie für mich getan hat, segnen.
Ich möchte GOTT auch für alle diejenige danken, die an mich denken und ihn bitten, sie zu segnen.
In dem folgenden kleinen Text möchte ich beschreiben wie sehr Sie mir geholfen und mich unterstützt haben:
Meine Ausbildung ist auf dem bestmöglichen Weg, mein Verhalten ist exzellent und ich habe keinerlei Schwierigkeiten mit meinen Ausbildern und Mitschülern. Das SENA ist eine sehr gute Einrichtung und die Ausbildung ist sehr fordernd, aber dank Gott ist es mir gut ergangen.
Bald werde ich meine Ausbildung beenden, im Juli 2016 und das macht mich sehr glücklich, weil ich dann arbeiten und so meine Familie unterstützen kann. Ich möchte mich immer weiterbilden und jeden Tag mehr und mehr lernen.
Mein Traum ist es, meine eigene Reparaturwerkstatt für Autos zu eröffnen, mein Wissen damit in die Tat umzusetzen und den Menschen zu helfen, die mich brauchen.
Geschichte:
Hier möchte ich Ihnen ein bisschen meiner Geschichte schenken und ich hoffe, dass sie Ihnen gefällt.
Meine Geschichte ist die folgende:
Ich bin am 12. August 1992 in Cali, Kolumbien, auf die Welt gekommen. Aufgrund der damaligen Umstände wurde ich zuhause geboren.
Mit acht Jahren hat meine Familie entschieden, in die Gemeinde Montebello umzuziehen. Der Grund war unsere finanzielle Situation, da meine Familie und ich eine schwierige Zeit durchgemacht haben.
Wir sind in das Haus von einem Cousin meiner Mutter eingezogen und haben dort sechs Jahre gelebt. In dieser Zeit haben wir so wie es eben ging überlebt. Mein Vater hatte keine Arbeit und meine Mutter hat sich um meine kleinen Geschwister gekümmert.
Im Jahr 2004 hat sich mein Leben gewandelt, denn mir wurde die Möglichkeit gegeben, zur Schule zu gehen. Meine Geschwister und ich waren zuvor lange Zeit nicht in einer Schule gewesen. Mein Leben hat sich also radikal verändert, da ich Personen kennengelernt habe, die ich nie vergessen werde und die mich mit ihrer Liebe und Zuneigung für immer geprägt haben.
Das Colegio de las Aguas Montebello hat seine Türen für mich geöffnet und ich habe dort die zweite, dritte, vierte und fünfte Klasse besucht.
Dort habe ich die Lehrerin Simona kennengelernt, die weiß, dass ich sie sehr mag und ihr mein ganzes Leben danken werde, für die große Unterstützung, die sie mir gegeben hat.
Fräulein Diana, der ich sehr dankbar bin, für Ihre Herzlichkeit, ihre Unterstützung und alles, was sie mir beigebracht hat.
Es gibt noch weitere Personen aus dieser Schule, die für meinen Lebensweg sehr wichtig waren: Die Lehrerin Sandra, der Lehrer Japxon, der Lehrer Carlos Villota, Clara, Emperatriz und weitere Personen.
Im Jahr 2007 habe ich die Grundschule abgeschlossen und damit auch meine Zeit im Colegio de las Aguas Montebello. Meine Mutter hat mich daraufhin an der öffentlichen Schule von Montebello eingeschrieben, wo die sechste, siebte, achte, neunte, zehnte und elfte Klasse besucht werden und somit auch das Abitur erreicht werden kann.
Ende 2013 habe ich mein Abitur gemacht und die Schule nach der elften Klasse endlich abgeschlossen. Es war einer der besten Tage meines Lebens, da ich festgestellt habe, dass die Beharrlichkeit und der Eifer ihre Früchte bringen. Unabhängig davon, wie lange man warten muss: Wenn man geduldig ist, wird man eines Tages belohnt.
Einige Tage nach meinem Schulabschluss hat mir Fräulein Lucero Victoria, der ich sehr dankbar bin, sehr geholfen, um mich bei einem Institut namens Intenalco einzuschreiben, wo ich Betriebsgesundheitsvorsorge studieren konnte. Ich habe dort allerdings nur ein Semester studiert, da meine finanzielle Situation nicht mehr erlaubt hat.
Trotzdem hat mein Lernwille nicht dort geendet und ich habe mich bei der SENA eingeschrieben; ein erster Versuch, ein zweiter und beim dritten Mal hat es funktioniert. Allerdings war dieser Schritt nicht alles, ich musste eine Reihe von Tests und Untersuchungen bestehen. Insgesamt waren es fünf Prüfungen, wenn man den Psychologen mitzählt. GOTT sei dank habe ich alle Tests bestanden und war endlich immatrikuliert. Im Moment bin ich weiterhin im SENA eingeschrieben und lerne dort in der Ausbildung als Mechatroniker für Autos, die insgesamt zwei Jahre dauert. Zwischen Juli und August im nächsten Jahr endet meine Ausbildung und ich werde den Titel des Technologen tragen.
Dafür möchte ich danke sagen, zunächst an GOTT, der mir all diese Erfolge in meinem Leben ermöglicht hat. Allen Personen, die nie die Hoffnung in mich verloren haben und immer unterstützend bei mir waren, damit ich studieren und vorwärts kommen kann, bin ich unendlich dankbar.
Hier schicke ich Euch einige Fotos aus der Einrichtung in der ich studiere (SENA), um zu zeigen, wo wir jeden Tag studieren.
Vielen Dank für Ihre große Hilfe und GOTT soll Sie segnen für heute und alle Zeit.
Vielen Dank.
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