Von Simona Mosquera, Rektorin im Colegio de las Aguas
“Ich bin in Dagua in einem wunderschönen Zuhause aufgewachsen – gemeinsam mit meinen Eltern und Geschwistern. Meine Kindheit hat einen wichtigen Einfluss auf mein Leben genommen. Meine Eltern waren sehr liebevoll und haben gleichzeitig streng auf meine Werte geachtet. Mit meiner kleinen Schwester ging ich zur Schule, während unser älterer Bruder auf dem Land gearbeitet hat und unseren Eltern geholfen hat.
Als ich in der dritten Klasse war, kam eine neue Lehrerin auf die Schule, Martha, und sie hat mich auf sehr positive Weise beeinflusst. Sie hat nicht nur ihr Wissen mit uns geteilt, sondern sich auch besonders fürsorglich um jeden Einzelnen gekümmert. In dem Moment hat sich mein Traum vom Lehrersein entwickelt, um irgendwann wie sie zu sein.
Als ich 13 Jahre alt war, sind wir aufgrund einer schwierigen finanziellen Situation nach Cali gezogen und ich habe dort in der Abendschule mein Abitur gemacht, während ich tagsüber als Sekretärin arbeitete. Später hat Gott mir drei tolle Kinder geschenkt und meine Eltern und Geschwister halfen mir mit ihrer Erziehung, damit ich weiterhin arbeiten konnte. Der Traum vom Lehrersein war in dem Moment fürs erste in weite Ferne gerückt.
Nach einer schwierigen Zeit verbesserte sich meine finanzielle Situation zum Ende des Jahres 1987 – das Leben und Gott haben mir Engel mit auf den Weg gegeben, die mir geholfen haben. Ich konnte ein Fernstudium absolvieren und bin seitdem ausgebildete Lehrerin für die Vorschule. Danach habe ich angefangen, als Lehrerin zu arbeiten. In einer Schule für ältere Menschen habe ich gemerkt, dass es mir gefällt, mit ihnen zu arbeiten und deshalb habe ich eine Ausbildung in Gerontologie absolviert. Ich habe zwei Gruppen für Ältere gegründet und es war eine besondere Erfahrung, da ich gelernt habe, das Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen. Als Lehrerin erhielt ich viel Anerkennung für meinen Umgang mit den Schülereltern, älteren Menschen und Kindern mit Lernschwächen. Ich habe in verschiedenen Bildungseinrichtungen gearbeitet, die mich auf meinem Weg unterstützt haben.
Im Jahr 2004 habe ich dann Andres Bäppler kennengelernt, den Bruder einer lokalen Autoritätsperson. Die beiden hatten die Idee, eine Schule für Kinder und Jugendliche aufzubauen, die auf keine Schule gingen – sei es aufgrund ihrer finanziellen oder familiären Situation. Ich wurde zur Rektorin ernannt und mit den anderen Mitarbeitern machten wir uns auf die Suche nach diesen Kindern. Wir begannen mit 48 Kindern und einigen Jugendlichen, die zuvor keine Schulbildung genossen hatten. Wir haben angefangen Information über die Situation in ihrer Familie einzuholen, um sie besser betreuen zu können.
In den folgenden Jahren konnten wir viele neue Ziele erreichen: die Nachmittag-AGs, das Schulrestaurant, verschiedene künstlerische Angebote für die Kinder, Lernmaterial für Kinder mit Lernschwächen, die Erlaubnis für die Einführung des Abiturs und weiteres. Mittlerweile habe ich seit 13 Jahren die Möglichkeit, Lehrerin und Rektorin im Colegio de las Aguas in Montebello zu sein. In den 13 Jahren habe ich viel gelacht, mich gefreut und auch manchmal geweint. Wenn ich die Kinder dort sehe, kann ich mich selbst und meine Träume wiedererkennen. Ich sag ihnen deshalb immer, dass sie ihre Träume erreichen können und auch nicht in schwierigen Zeiten aufgeben dürfen. Es wird immer jemanden geben, der sie auf ihrem Weg unterstützt.
Ich bin Gott dankbar, dass ich auf meinem Weg so viele Engel an meiner Seite hatte: meine Eltern, Geschwister, Kinder, Verwandte, Kollegen, Schülereltern, Institutionen und die Schüler. Alle haben mir vertraut und mit Zeit, Liebe, Geduld, Ideen und Motivation geholfen. Heute bin ich 57 Jahre alt und glücklich darüber, meinen Traum und sehr viel mehr erreicht zu haben.“