Nach dem ersten Bericht vom Besuch des Colegio de las Aguas gibt uns unser Vereinsmitglied und Pate Sascha Jokiel weitere Eindrücke von seiner Reise und den unerwarteten Entwicklungen aus einer Patenschaft:
„Es war Februar 2017, als wir die Patenschaft für unser erstes Patenkind Sorany übernahmen. Bis kurz vor diesem Zeitpunkt war Kolumbien für uns ein eher unbekanntes Land. Wenn man mal etwas über Kolumbien in den Medien vernahm, so war es selten etwas Positives. Daher schien es für mich auch eher unwahrscheinlich, dass ich jemals in dieses Land Reisen täte, obwohl ich Südamerika gerne mal bereisen wollte. Aber dann würde es wohl eher nach Brasilien oder Chile gehen.
Ende 2016 überlegte ich, mich vermehrt wieder sozial zu engagieren. Schon einmal hatte ich Patenschaften übernommen. Seinerzeit über die großen Organisationen wie World Vision oder PLAN International. Auch wenn ich die Arbeiten dieser Organisationen schätze, wollte ich eher eine kleine Organisation unterstützen. Durch Zufall landete ich zunächst bei der „Schule fürs Leben e.V.“ und lernte darüber die „Bambusschule“ Colegio de las Aguas kennen und fand die Idee faszinierend. Das war dann auch meine erste richtige „Begegnung“ mit dem für mich bis dahin eher unbekannten Land Kolumbien. Auf der Webseite des Vereins „Schule fürs Leben e.V.“ las ich dann mit Interesse die Berichte der Freiwilligen, welche im Rahmen des Weltwärts-Programms in Kolumbien halfen, darunter auch im Colegio. Auf dieser Webseite fand ich auch den Link zu „Montebellos Kinder e.V.“. Dort stieß ich auf das Thema Kinderpatenschaften. Nun wurde ich neugierig und nahm Kontakt zum Verein auf und lernte Catherine Beckmann kennen. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl und bat um Patenschaftsvorschläge. Da in Kolumbien gerade die langen Ferien begonnen hatten, konnten die Vorschläge erst zum Beginn des neuen Schuljahres zu mir gesendet werden. Am 3. Februar erhielt ich dann die Lebensläufe von drei Kindern, welche Paten suchten. Dabei war auch Sorany. Da es Mädchen oftmals schwerer haben als Jungs, entschied ich mich, für Sorany eine Patenschaft zu übernehmen, obwohl ich natürlich allen Kindern gerne geholfen hätte.
Es gab ersten Briefkontakt und zwischen meiner Tochter Celina und Sorany entwickelte sich schnell eine Brieffreundschaft. Mit der Patenschaft wuchs das Interesse an Kolumbien und ich begann mich mehr und mehr über das Land zu informieren. Ich stieß auf Dokus und Internetforen, die mich schnell erkennen ließen, dass man das Land offenbar gut bereisen konnte. Auch wir spielten mit dem Gedanken, dieses Land einmal besuchen zu wollen, zumal es nun ja neben tollen Landschaften und der allgemeinen Neugierde auf Neues einen weiteren guten Grund gab. Ende 2017 wurden die Reisepläne konkreter und einen Tag vor Silvester wurde dann der Flug gebucht.
Im Januar 2018 gab es Zuwachs. Unter den Patenschaftsvorschlägen vom Februar 2017 war auch die Lebensgeschichte von Juan Pablo dabei gewesen. Aus den Briefen von Sorany wussten wir, dass Juan Soranys bester Freund ist. Da wir gerne ein zweites Kind unterstützen wollten, fragte ich nach, ob denn Juan noch einen Paten suchte. Da dem so war, wurde er damit unser zweites Patenkind und zugleich Brieffreund meines Sohnes Dennis.
Je näher der Urlaub rückte, umso mehr überlegten wir, was wir mit unseren Patenkindern und Familien unternehmen könnten, wenn wir im Rahmen unserer Kolumbienrundreise Station in Cali machten. Daraus entwickelten sich konkrete Pläne. Bis zum Tag unserer Anreise wurde daraus ein vollständiges Programm, bestehend aus einem ersten Kennenlerntag, dem gemeinsamen Besuch der Schule und der „Tres Cruzes“, einem Aussichtspunkt, und, am folgenden Tag, einem Besuch im Zoo und im Schwimmbad. Juan richtete uns aus, dass sein Großvater uns auf seine Finca einlädt. Der letzte Tag sollte dann dem Abschied gelten.
Die Tage vor Ort waren wundervoll. Es gab so viele schöne, emotionale Momente. Sorany und Celina freundeten sich sehr schnell an und verstanden sich trotz Sprachbarriere auf Anhieb prima. Für die Verständigung begleitete uns Yeraldin als Übersetzerin. Sie machte Ihren Job übrigens ausgezeichnet. Wir lernten in Cali wundervolle warmherzige Menschen kennen. Dazu zählen natürlich die Familien von Sorany und Juan, das Personal der Schule, unsere engagierte Übersetzerin und Nelson, welcher uns ebenfalls stets begleitete und fleißig fotografierte.
Drei Wochen dauerte unser Urlaub in Kolumbien und es waren drei wundervolle, ja geradezu märchenhafte Wochen. Viel zu schnell saßen wir wieder im Flieger nach Frankfurt. Drei Wochen lang durften wir herzliche Menschen, Gastfreundschaft und atemberaubende Landschaften genießen. Wir erlebten eine Vielfältigkeit, wie man sie nur selten innerhalb eines Landes erleben kann. Wir sind noch immer verzaubert und haben schon wieder Sehnsucht nach diesem Land. Wir haben ein komplett anderes Kolumbien kennengelernt, als jenes, welches einem oft in den Medien begegnet. Wir haben ein Land kennengelernt, in denen Menschen vieler Kulturen und Hautfarben friedlich zusammenleben. Wir haben eine Lebensfreude kennengelernt, die man hier manchmal vermisst. Wir haben den besten Kaffee und die leckersten Säfte getrunken. Wir haben ein Land in Aufbruchsstimmung gesehen. Überall stößt man auf Baustellen. Straßen werden erneuert, Flughäfen erweitert, neue Unternehmen entstehen, Hotels werden gebaut und damit neue Jobs geschaffen. Wir haben ein Land der Gegensätze kennengelernt. Traditionell auf der einen Seite, erstaunlich modern auf der anderen Seite. Wir haben ein Land kennengelernt, in dessen Städten wir uns stets sicher gefühlt haben. Kolumbien wirbt mit zwei Slogans für Tourismus und beide stimmen mit ihrer Aussage absolut mit der Realität überein. „Kolumbien ist wahre Magie“ und „Das einzige Risiko ist, das Sie bleiben wollen“. Ja, die Magie des Landes hat uns oft verzaubert und gerne wären wir noch länger dortgeblieben.
Ohne die Patenschaften für Sorany und Juan wären wie vermutlich nie nach Kolumbien gereist. Zu sehr hätten uns negative Medienberichte und daraus resultierende Vorurteile von einer solchen Reise abgehalten. Durch die Patenschaften durften wir letzten Endes ein wundervolles Land kennenlernen und haben neue Freunde gefunden. Nicht nur in Cali, sondern auch anderen Orts. Und wir haben daraus gelernt, dass man über ein Land und seine Menschen nicht vorschnell urteilen sollte, weil die Medien das Land unvorteilhaft darstellen.
Patenschaften können etwas verändern! Sie eröffnen nicht nur dem Patenkind neue Möglichkeiten, sondern sie können für einen selbst neue Horizonte eröffnen. Man muss es einfach nur zulassen!“