Im Dezember 2024 endet das kolumbianische Schuljahr. Einige junge Erwachsene aus Montebello erreichen ihr Abitur. Wir stellen Ihnen hier Nicol Jaimes als eine unser vier neuen Kandidatinnen für ein Stipendium vor.
Nicol möchte Öffentliches Rechnungswesen an der Universität Universität Santiago de Cali studieren. Diesen Studiengang studieren zwei weitere Stipendiatinnen bereits sehr erfolgreich. Das Studium dauert fünf Jahre und kostet 145 Euro im Monat (Semestergebühren). Wir suchen Unterstützer*innen für Nicol!
Hier stellt sich Nicol vor:
„Mein Name ist Nicol Jaimes. Ich wurde im Mai 2006 in Venezuela geboren, bin heute also 18 Jahre alt, meine Eltern und ihre Familien sind aber Kolumbianer. Sie sind vor vielen Jahren nach Venezuela gegangen, um sich ein besseres Leben aufzubauen, und haben mehr Zeit ihres Lebens in Venezuela als in Kolumbien verbracht. Als aber die politischen Probleme im Land begannen, kehrte meine Familie nach und nach zurück in ihr Heimatland. Ich war damals, als wir nach Kolumbien zurückkehrten, knapp 16 Jahre alt. Ich habe auch einen großen Bruder, der von zu Hause ausgezogen ist und zusammen mit seiner Partnerin lebt.
Heute lebe ich bei meiner Tante Jacqueline, der Schwester meiner Mutter, ihrem Ehemann und meinem kleinen neunjährigen Cousin Matías, der in die dritte Klasse der Grundschule geht. Seit zwei Jahren lebe ich nun schon bei ihnen in einem Mietshaus in Montebello. Meine Mutter war noch in Venezuela an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Sie reiste damals in andere Länder wie Chile, um dort nach einer besseren Arbeit zu suchen, aber ihre Gesundheit verschlechterte sich zunehmend und da sie als Einwanderin keine Krankenversicherung hatte, musste sie irgendwann nach Kolumbien zurückkehren.
Dort kümmerten sich meine Großeltern um ihre Gesundheit und schafften es schließlich, dass meine Mutter operiert werden konnte. Vor zwei Wochen nun, in den letzten Tagen des Monats August, erhielten wir die unglaubliche Nachricht, dass sie den Krebs endlich besiegt hat. Sie erholt sich nun und ich lebe für den Moment weiterhin bei meiner Tante und ihrer Familie, bis meine Mutter wieder ganz gesund ist und arbeiten gehen kann. Ich persönlich will in meinem Leben so viel lernen, wie ich nur kann. Seit meiner Geburt hatte ich noch nie Kontakt zu meinem Vater, weshalb mein Großvater stets für mich wie eine Vaterfigur war.
Nach Montebello bin ich vor zwei Jahren gekommen, um auf die Schule Institución Educativa Montebello zur Schule zu gehen. Das war zu Beginn ziemlich schwierig, weil die Standards in Venezuela nicht ganz so hoch waren und wir gerade einmal die Grundlagen behandelten. Von fünf Fächern in Venezuela erweiterte sich mein Stundenplan in Kolumbien quasi von einem Tag auf den anderen auf ganze zwölf Fächer. Das löste große Angst in mir aus, da ich zunächst nicht wusste, ob ich das schaffen würde. Hinzu kam, dass ich schon immer die Beste in meinem Jahrgang sein wollte, um mir bessere Zukunftschancen zu erarbeiten. Ganz allgemein kann ich aber sagen, dass es in allen Fächern mittlerweile sehr gut für mich läuft. Ich habe einen guten Durchschnitt und gehöre nun bereits seit einiger Zeit zu den besten Schüler*innen des Jahrgangs.
Ich ging für eine Weile in eine Salsa-Tanzschule in meinem Stadtteil, aber in diesem Jahr habe ich mich dafür entschieden, meine Zeit ganz dem Lernen zu widmen. Ich koche gern und helfe meiner Tante jeden Tag dabei, das Mittagessen zuzubereiten.
Ich würde gern Öffentliches Rechnungswesen studieren, weil ich in diesem Bereich bereits viel von meiner Tante lernen durfte. Sie hilft mir bei der Suche nach Möglichkeiten zu studieren. In der Zukunft will ich ein Profi in meinem Bereich sein, eine gute Arbeit haben und meiner Mutter, meinen Großeltern und meinen Onkeln und Tanten helfen, die mich immer bei allem unterstützt haben. Ich möchte ihnen auf irgendeine Art und Weise die bedingungslose Hilfe schenken, die sie mir haben zukommen lassen und ihnen so meine Dankbarkeit zeigen. Ich möchte eine sichere Zukunft an der Seite meiner Mutter aufbauen, die trotz ihres Gesundheitszustandes in der Vergangenheit immer an mich gedacht hat, an meiner Seite war und wollte, dass ich etwas aus meinem Leben mache.“